AM104 – Brief an Walter Gropius
Toblach, Samstag, 2. und Sonntag, 3. September 1911

Samstag

Mein Walter

Eben von einer großen Tour zurückgekehrt, finde ich Deine wunderschönen DingeA. Wie weißt Du doch so genau, was ich liebe! —

In eine rosa Wolke gehüllt — so liege ich da! –

Voll von Liebe für Dich – voll von Liebe für Deine Liebe. –

Das BuchB ist herrlich! —

Das Tuch und die BlouseC entzückend! –

Und das E entzückende Gefühl, das dieses geistvolle Schenken dictirt hat!!! —

Ich liege hier und sehne mich nach Dir. Es ist Nacht – nach einem heißen Autotag – Ruhe und Kerzenschimmer um mich[.] –

Am 25. Sept. will ich in Berlin sein! –

Vorher geh ich für 3 Tage nach Paris! —

Willst Du mit mir gehen. Ich möchte von hier direct über München gehen[.] — Am 18–19 in MünchenD durch kommen und zum Concert in BerlinE sein! —

Könntest Du Dich frei machen für die paar Tage!! —

Ich will Dich sehen – und
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ganz allein – mit Dir – so 3–4 Tage in der Welt leben. Schreibe mir, ob Du das kannst!! –

Alle MenschenF sind nun weg und ich, Gott sei Dank[,] bin meiner Ruhe \wieder/ gegeben. Ich will nun diese 16 Tage recht für mich ausnützen. Musiziren[,] lesen – [. . .]G den HomerH – kurz[,] zu meiner Freude nach innen leben! –

Aber Du – schreibe mir wieder und lasse mich nicht allein. —

Ich umarme Dich und danke Dir für alles – alles Liebe — Süße[.]

Alma

Sonntag früh —

Diese Ruhe – dieser Sonnenschein – dieses Glockenläuten – dieses „Ich bin der Welt abhanden gekommen“I —

Wo liebe ich hin? —

Hat’s einen Weg – eine Richtung? —

Werde ich je — mich selber verlieren und mein Leben mit einem andern amalgamiren? —

Ich weiß nur, dass ich selig bin, allein zu sein – und so werde ich aus allen Drang und Wirrsalen am Ehesten heraus kommen. —

—

SCHREIBE

Alma